Niendorf Nord, last train to Trans Central

Ähnlichkeit – wie bei literarischen und medialen Werken üblich – mit lebenden Personen sind reinen Zufalls und vom Author nicht beabsichtigt.

Achtundzwanzigster September Zweitausendundzwölf, bei der Nr. 9 kommt es zu Fahrzeugbränden.

F. Porsche hilft der Kripo, das Übel an der Wurzel zu packen. Diverse Autohändler und dubiose Versicherungsagenten haben sich zusammengeschlossen und bezahlen Kaputzenpulli-Träger dafür, in ganz Hamburg Fahrzeuge und Yachten anzuzünden.

Eine denkwürdige Nacht. vor genau achzehn Jahren versanken 800 Menschen und einige dutzend LKW vor der Finnischen Bucht im eiskalten Wasser. Eigo, der klevere Handelsmann hielt Aivar zurück; um ein Haar wäre auch er mitsamt dem blauen 813er unter den Opfern gewesen. Obwohl angeblich alle Seelen der Estonia auf einem Monument am Hafen in Rewal (heute Tallinn) aufgeführt sind, gibt es immer wieder Stimmen, die behaupten, auf der Fähre wäre auch ein Container mit 110 Flüchtlingen gewesen. Da organisierter Menschenhandel gewöhnlicherweise nicht in Frachtpapieren geführt wird, haben diese Aseaten ein – der Esotheriker würde es als “Feinstoffliches-” ausdrücken-  Problem. Denn jede tote Oma hat es einfach, nachts auf dem Friedhof herumzugeistern, vorrausgesetzt der Name auf dem Grabstein ist lesbar, das Geburtsdatum stimmt einiger massen, und ganz wichtig, ab und an nimmt jemand davon emotional Kenntnis, die sogenannte Concentratio. Diesen Bonus haben die Versunkenen ohne Namen natürlich nicht, und – um Energie zu “organisieren” sind vor allem Brände geeignet. Wichtig ist dabei auch die Uhrzeit 01:10 des Nachts. Die Associatio der Opferzahl und dem kollektiven Todeszeitpunkt.

So geschehen in der lauschigen Nacht, als Ferdinand Porsche in Niendorf Nord beim Penny Markt seinen Warenbestand um eine Kiste Bananen aufpeppt.

Als er zur U2 zurückkehrt, ist die letzte Bahn schon abgedüst. Der freundliche Busfahrer, der alleine an der Haltestelle wartet, gibt sich betont beamtlich auf Anfrageund bietet ihm eine Reval Zigarette an. “Eine Mitfahrt ist unmöglich” beteuert er.

Ferdinand Porsche, der schon so manchen Kredit von den Italienern durch seine Redegewandtheit bekam, beisst hier auf Granit.

Also parkt er den Transportbehälter beim Physiotherapeuten unter dem Eingangsportal und macht sich frohen Mutes per Pedes auf den Weg. Hätte er doch nur einen 911er oder so einen Cheyenne mitgenommen, murmelt er vor sich hin, als er beim Geroweg einbiegt. Immer wenn er über Autos nachdenkt, rumort es in der Geisterwelt. Vor allem die Franzosen mit ihren Zahlenbezeichnungen machen ihm das Leben schwer, seit dem berüchtigten Rechtsstreit “901”. Das ist etwa so, wie wenn an einer Hotelbar “Hotel California” gespielt wird. Hinter ihm tönen mehrere dumpfe Schläge, es klingt, als ob eine Kiste aufden Boden fällt. Seltsam, kein Mensch unterwegs, ab und zu einmal ein verwaister Taxifahrer, und da crasht es. Alkohol ist eine Geissel, die ihm – Gott sei Dank erspart ist  – seit er Pater Petrus Adrian kennt. Das letzte Mal becherte er 1996 etwas zuviel Jägermeister mit seinem Seelenverwandten Tampo, und da hätten sie beinahe die Frauen verwechselt, das wäre fatal gewesen. Seitdem benutzt er Hochprozentiges nur noch zur Mundhygiene.

Das Martinshorn reisst die Bewohner aus dem Schlaf. Der heilige Martin darf auch in dieser Nacht aufblitzen. Bei einem Waldstück legt sich Ferdinand ein wenig hin, um ein Nickerchen für 2 Stunden zu machen. in dieser lauen, romantischen Sommernacht fährt die erste Bahn bald wieder, und die Bananen können adäquat in die illegal besetzte Wohnung verfrachtet werden.

Sein Schlaf wird jäh unterbrochen, als eine Polizistin vom Süddeutschen Rundfunk ausserhalb der Drehzeit mit einem Megaphon in den Wald hineinruft: “Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus, das Waldstück wird umstellt. Wir haben ein Sondereinsatzkommando mit 3 Sikorski Hubschraubern und eine Kampfhundeeinheit beordert.”

F. Porsche erschrickt. Hilfe, denkt er, gibt es hier Terroristen! Alle Fahndungsfotos der RAF gehen ihm durch den Kopf. Oder Drogenhändler aus Kolumbien! Er denkt an die unglückliche Ehe seiner Stiefschwester Beate mit ihren unglücklichen Kindern, die oft in der Schule und im Kindergarten gehänselt werden wegen der dubiosen Vergangenheit ihres Vaters Wilson.

Also verschanzt er sich auf einen Haselnussbaum und kann so aus einer Höhe von 2 Metern die Lage überblicken, während er genüsslich, aber vorsichtig, dass er keinen Laut erzeugt, Haselnüsschen mampft. Die Polizistin der Spezialeinheit gibt durch Funk ihre Bedenken weiter: “Der ist uns wohl entwischt, Scheisse.”

Er sieht, wie die Beamten Unterstützung bekommen. Um 2 uhr ist es endlich soweit, und er wird freundlich gebeten, vom Baum herabzusteigen, die Gefahr sei gebannt. Das Kollegium auf dem Revier gibt sich betont professionell. Ein dreister Beamter, der ihn an seinen Schulkameraden Fridleif Bachner erinnert, erlaubt sich den Spass, zu behaupten, ihn “keine 150m vom Tatort mit einer Mütze gesehen zu haben, die jetzt irgendwo im Gebüsch liege” Auch Polizisten schiessen manchmal übers Ziel hinaus, wird er später einsehen müssen, als die Videoaufnahmen ein eindeutiges Bild aufzeigen.

Tatsächlich war in der letzen Bahn eine dunkle Gestalt mit Kaputzenpulli und Jack and Jones Mütze, die sein Gesicht mit einer Bildzeitung verdeckte, als sie an den Videokameras vorbeihuschte.

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Bulletin, Kopie. Handle with care! Werbung in eigener Sache.

Hamburg, am Sonntag den 02. Dezember 2012

Betrifft:  Suche eine nette Freundin

Hallo Sie, -oder kann ich zu Dir „Du“ schreiben°°°.

Ich heisse Hendrik° und bin 40 Jahre alt, schlank sportlich, 1,87 / 72; gehöre einer Generation an, die noch richtige Eier in der Hose hat und wurde vermutlich in Westdeutschland „hergestellt“. Ich habe noch nicht entgültig erschlossen, welches Männlein und Weiblein dahintersteckt, dass ich da bin. Stell Dir vor, man hat mir von klein auf beteuert, ich hätte 2 Schwestern (Beate und Evelin), diese und jene Onkels und Tanten etc. Meine falsche Mutter, Lehrerin von Beruf, ging sogar so weit, alle ihre Freundinnnen und Bekannte als „Onkel und Tante“ zu bezeichnen, auch wenn jegliche Genealogischen Zusammenhänge im Nichts verliefen. Dies verschaffte ihr einen trügerischen Vorsprung, den sie immer wieder gegen mich und ihren geneppten Ehemann ausspielte. In den Achzigern schleifte sie ihre Kinder auf christliche Freizeiten oder schob sie geschickt unter Einbezug christlicher Brüder auf eben solche ab.

2008 geschah das Unfassbare: Sämtliche Ungereimtheiten liessen sich auf einmal erklären, ich kam mehr oder minder durch einen Zufall dahinter, dass man mich bei der Geburt°°°° vertauscht hatte.

Langer Rede kurzer Sinn: Heute lebe ich – ein Jurist würde hier verschmitzt den Begriff ILLEGAL evozieren – in dieser wunderbaren Stadt Hamburg, kümmere mich (verdeckt) um allgemeine Projekte, helfe auch einmal einem älteren Herrn über die Strasse, spende meine Aufmerksamkeit der Resourcenverknappung (Lebensmittellogistik der Supermärkte)sowie der Haute Couture und habe das Glück, nach gut 10 Jahren immer noch nicht auf den Euro umstellen zu müssen J

Allerdings beschleicht mich neulich immer wieder das Gefühl von Einsamkeit. Ich schaffe es einfach nicht, dieses Gefühl mit Kaffee zu ertränken. Daher die Frage, welche nette Sie würde sich denn mit mir gerne zusammentun? Es geht mir nicht um das „eine“ :  wenn ich nach St. Pauli fahre, dann um einige gute Anregungen zu bekommen für mein Buch, das ich nebenher kreiere. Wünschst Du Dir auch eine Freundschaft, die über das S*xu_/le hinausgeht.? Geistige Ergüsse, Räucherstäbchen are what count. Alkohol lehne ich ab, eine gesunde Lebensführung hat mich immerhin schon knapp ein halbes Jahrhundert alt werden lassen. Körperliche Wärme, Verständigung indem Du mir ein paar Floskeln in´s Ohr flüsterst. Ein Gesichtsausdruck und die passende Mutra dazu sagen mehr als schallendes Gelächter.

Wenn Du Dich angesprochen fühlst – wovon ich ausgehe –und Du mindestens so dreist bist wie ich, ja dann schreib mir doch einen Brief°°, mit Photo wäre excellent. Gut möglich, dass wir uns bald treffen.

Dein Hendrik°  P.

° dieses Nomen ist ein temporäres Kunstgebilde

°° Kiri>>> NAPOLI, Billstrasse 87, 20539 Hamburg

°°° Gott, Vater, Allmächtiger und Geistführer meiner Kindheit verzeihe mir die eine oder andere grammatikalische etc. UNPÄSSLICHKEIT / Schreibfehler

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